Die Evangelische Stadtkirche St. Blasius

Die Stadtkirche St. Blasius hat die Adresse Kirchplatz 1, 73441 Bopfingen.

Bei Ausgrabungen im 20. Jahrhundert wurde festgestellt, dass vermutlich schon im frühen Mittelalter eine Kirche auf dem Platz gebaut wurde, auf dem sich heute die St. Blasius-Kirche befindet. Schon seit mehr als 1300 Jahren lässt sich daher die Geschichte kirchlichen Lebens in Bopfingen zurückverfolgen.

Die Blütezeit der ehemaligen freien Reichsstadt Bopfingen lag im 13. und 14. Jahrhundert. In diesen Jahrhunderten erhielt die Stadtkirche St. Blasius im wesentlichen ihre Gestalt. Durch den glücklichen Umstand, dass die Reformation in Bopfingen über Jahrzehnte sehr moderat eingeführt wurde, sind die Kunstschätze aus dem Spätmittelalter nahezu unversehrt erhalten geblieben.

Die Kirche ist täglich von 9-17 Uhr geöffnet (Südeingang).

Das Geläut unserer Stadtkirche - Hören Sie rein!

Der Herlin-Altar

Schmuckstück der Kirche ist der spätgotische Flügelaltar des überregional renommierten Nördlinger Altarbauers Friedrich Herlin, der 1472 vollendet wurde.  

Es ist einer der ganz wenigen gotischen Altäre, die heute noch an ihrem ursprünglichen Ort stehen.

Herlin lieferte Flügelaltäre für ganz Süddeutschland. So große Werkstätten wie die Herlin'sche waren arbeitsteilig organisiert. Friedrich Herlin hatte die künstlerische Gesamtverantwortung für den Entwurf des Altars. Die Schreiner- und Schnitzarbeiten, sogar die Ausführung der Gemälde, wurden dagegen an Spezialisten vergeben.  

Was ist eigentlich ein ‚spätgotischer Flügelaltar‘?

 

Der Begriff ‚gotisch‘ wird heute auf alle Kunstgattungen angewendet, die in Europa seit etwa 1200 entstehen. Als ‚Spätgotik‘ bezeichnet man dagegen im deutschsprachigen Raum die Zeit von etwa 1430 bis 1500, die letzte Phase mittelalterlicher Kunst vor dem Beginn der Neuzeit.

In dieser Zeit und auch noch im 16. Jahrhundert werden Altäre in Kirchen häufig als ‚Flügelaltäre‘ konzipiert. In seiner Rohform besteht ein Altar erst einmal aus einem reinen Tisch. Im Lauf der Zeit wurde diese Form aber um mehrere kunstvolle Elemente erweitert.

Bei einem ‚spätgotischen Flügelaltar‘ dient die sogenannte ‚Predella‘ als Aufbewahrungsort von Reliquien und als Untersatz für den Altarschrein. Dieser enthält häufig – so auch in Bopfingen – geschnitzte und farbig gefasste Holzskulpturen. An diesen Schrein werden ‚Flügel‘ angesetzt, mit denen sich die Ansichten verändern lassen. Spätgotische Altäre tragen darüber hinaus ein ‚Gesprenge‘, das auf den Schrein aufgesetzt wird.

Das Bildprogramm des Bopfinger Altars

Die Holzskulpturen im geöffneten Schrein des Altars sind von herausragender künstlerischer Qualität. Das Zentrum bildet Maria mit dem Christuskind. Links steht der hl. Blasius im Bischofsornat, bei dem die Besucher der Kirche im 15. Jahrhundert Hilfe suchten. Dargestellt ist, wie Blasius mit einem beherzten Griff in den Hals ein Kind rettet, das an einer Fischgräte zu ersticken droht. Rechts trägt der hl. Christophorus das Christuskind durch die Fluten.

An normalen Werktagen waren die Flügel des Altars geschlossen. Auf der Außenseite sahen die Besucher Sze­nen aus dem Martyrium des hl. Blasius. Auffällig ist hier der ganz natürlich gemalte blaue Himmel. Herlin hat die Geschichte des hl. Blasius damit in der natürlichen Welt angesiedelt – mit all ihrer Grausamkeit. Im Gegensatz dazu strahlt der Himmel auf der Innenseite der Tafelbil­der im goldenen Glanz der Herrlichkeit Gottes. So stellen die Innenseiten zwei Szenen aus der Geburtsgeschichte des Christuskindes dar (siehe oben).

Auf der Rückwand des Altarschreins werden dage­gen Szenen aus der Leidensgeschichte Jesu gezeigt. Das dreispitzige Gesprenge auf dem Altar wurde Ende des 19. Jahrhunderts erneuert und die drei figürlichen Dar­stellungen von Christus samt zwei Begleitern hinzuge­fügt. Da nun Christus erhöht in der Mitte steht, wird der Altar damit „evangelischer“ gemacht.